Persönlichkeitsentwicklung und Leistungsanspruch
Das bayerische Gymnasium baut auf einer langen und erfolgreichen Bildungstradition auf. Es ist bis heute eine Schulart mit starkem Zuspruch, weil gymnasiale Erziehung von einem Bildungsverständnis ausgeht, das über bloße Wissensvermittlung hinausreicht und im Sinne der Persönlichkeitsbildung den ganzen Menschen im Blick hat. Das Gymnasium ist dabei den obersten Bildungs- und Erziehungszielen verpflichtet, wie sie in der Bayerischen Verfassung Grund gelegt sind:

„Die Schulen sollen nicht nur Wissen und Können vermitteln, sondern auch Herz und Charakter bilden. Oberste Bildungsziele sind Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor religiöser Überzeugung und vor der Würde des Menschen, Selbstbeherrschung, Verantwortungsgefühl und Verantwortungsfreudigkeit, Hilfsbereitschaft, Aufgeschlossenheit für alles Wahre, Gute und Schöne und Verantwortungsbewusstsein für Natur und Umwelt. Die Schüler sind im Geiste der Demokratie, in der Liebe zur bayerischen Heimat und zum deutschen Volk und im Sinne der Völkerversöhnung zu erziehen.“ (Art. 131 Abs. 1 mit 3, Bay. Verfassung)
Das Ziel dieser Schulart ist unveränderlich: Das Gymnasium führt zur Allgemeinen Hochschulreife, die gleichermaßen Sprungbrett für ein Studium wie für eine anspruchsvolle Berufsausbildung ist. Die damit verbundene breite, vertiefte Allgemeinbildung ist jedoch nichts Statisches. Die Weiterentwicklung des Lernens und Lehrens, wie sie das bayerische Gymnasium kontinuierlich verfolgt, ist äußerst wichtig.
Die Jahrgangsstufen 5 bis 7 im Schuljahr 2019/20 besuchen bereits das neu eingeführte neunjährige Gymnasium, das in den nächsten Jahren schrittweise aufwachsen und bis zum Schuljahr 2025/26 die Jahrgangsstufen 5 bis 13 umfassen wird.
Wer sich für das neunjährige bayerische Gymnasium entscheidet, kann sich darauf verlassen: Hier wird Bildung mit Anspruch, Niveau und auf der Höhe der Zeit gelebt – eine Bildung, die ganzheitlich Wissen und Können, Herz und Charakter umfasst und die sich den aktuellen Entwicklungen – wie z. B. der gestiegenen Bedeutung der digitalen, politischen und naturwissenschaftlichen Bildung – mit Nachdruck widmet, ohne dabei auf „klassische“ Bildungsinhalte zu verzichten. Nur in der Zusammenschau all dessen können sich junge Menschen zu verantwortungsbewussten, kritisch mitdenkenden Persönlichkeiten entwickeln, die für ihre Überzeugungen und Wertvorstellungen einstehen. In diesem Sinn bildet das Gymnasium junge Menschen zu Persönlichkeiten heran, die über eine breite Wissensbasis sowie die Fähigkeit zum Transfer verfügen, die Sozialkompetenz und Urteilssicherheit erworben haben, die den Anforderungen des Studiums ebenso gewachsen sind wie dem sich ständig wandelnden Profil herausgehobener beruflicher Tätigkeiten und die nicht zuletzt das kulturelle und ethische Fundament besitzen, das wesentlich zu einem erfüllten Leben beitragen kann. Das Gymnasium ist nach wie vor der Maxime Wilhelm von Humboldts verpflichtet: Der Mensch sucht „soviel Welt als möglich zu ergreifen und so eng, als er nur kann, mit sich zu verbinden.“ Gerade deshalb ist es auch in fachlicher wie in methodischer Hinsicht neuen Anforderungen gegenüber aufgeschlossen. Denn das war immer die Stärke des Gymnasiums, Tradition und Fortschritt zu verbinden.
Quelle: Bayerisches Kultusministerium